Löschgruppe Sassenhausen

Eine kleine Geschichte

Kein Ort in Wittgenstein blieb vor Feuerkatastrophen verschont. Allein in Sassenhausen sind vier größere Brände in den Jahren 1753, 1806, 1929 und 1943 belegt. Zu allen Zeiten hat man aber auch Vorkehrungen getroffen, um dem roten Hahn nicht wehrlos gegenüber zu stehen. Zu den ältesten Einrichtungen der Brandbekämpfung zählen die Brandweiher. Schon das Salbuch von 1572 bezeichnet das Gelände im Bereich des heutigen Feuerlöschteiches mit dem Flurnamen „Auf’m Teich". Und ein Meß- und Schatzregister von 1708 nennt im Bereich des alten Friedhofes (Rollwiese) einen „Weyher so zu einer Wiese gemacht".

Zu dem letztgenannten Weiher hatte man im Rahmen des Separationsverfahrens 1926 wieder zu Löschzwecken hergerichtet. Doch schon beim Brand des Schmieds-Hofes am 9. September 1943 erwies sich der Teich als viel zu klein. Denn schon nach wenigen Minuten hatte ihn die Laaspher Feuerwehr leergepumpt und sie mußte mit dem Inhalt der Jauchegrube weiterlöschen. Kurz vor dem Einzug der amerikanischen Soldaten am 1. April 1945 entsorgte man in diesem Teich Gewehre, Munition und Parteiabzeichen und verfüllte ihn daraufhin.

Von einem halbwegs geordneten Feuerwehrwesen kann man in Wittgenstein erst seit 1752 sprechen. In diesem Jahr erließ Graf Friedrich für die Grafschaft Wittgenstein-Wittgenstein eine Feuerverordnung. Danach hatte jeder Hausbesitzer lederne Feuereimer zu stellen. Darüberhinaus mußten die Gemeinden auf je 10 Wohnhäuser eine Feuerleiter und einen Feuerhaken bereithalten. Das wirkt auf uns heute vergleichsweise pimitiv, jedoch war es seinerzeit ein bedeutender Fortschritt.

Im 19. Jahrhundert drängte die preußische Regierung auf eine Verbesserung des Brandschutzes. Sie erließ 1834 eine Feuerlöschordnung für den Kreis Wittgenstein, die das Verhalten bei einem Brand regeln sollte und die rechtliche Grundlage für die sogenannten Pflichtfeuerwehren bildete. Die Provinzial-Feuer-Polizeiordnung vom 30.11.1841 gab dem Landrat zusätzliche Möglichkeiten gegen nachlässigen Brandschutz vorzugehen.

Mit landrätlicher Verfügung vom 16.05.1857 wurden die Wittgensteiner Gemeinden schließlich zur Anschaffung von Feuerspritzen gezwungen. Die Gemeinde Sassenhausen versuchte zunächst unter Hinweis auf die fehlenden Mittel den Kauf hinauszuschieben. Doch schon 1859 erwarb sie eine Handdruckspritze. Laut dem Angebot der Firma Wilhelm Grell aus Wetzlar vom 12. September 1857 hatte diese Spritze folgende Wirkung: „Der Strahl wird auf eine horizontale Weite von 60 – 70 Fuß und auf eine Höhe von 55 – 60 Fuß getrieben, die Wassermenge beträgt in einer Minute ein Ohm oder c. 4 ½ Kubikfuß. 8 Mannschaften setzen die Spritze ohne sonderliche Anstrengung in Tätigkeit, im Notfalle können auch 6 Mann obigen Effekt hervorbringen. Der Kolbenhub beträgt 9 Zoll." Der Beschreibung folgt eine ausführliche Kostenaufstellung. 1860 ließ die Gemeinde einen Wagen für die Feuerspritze anfertigen.

Genaueres über die einstige Ausrüstung der Feuerwehr können wir einer Inventarliste der Gemeinde Sassenhausen aus der Zeit um 1900 entnehmen. Neben der Feuerspritze mit Wagen besaß man 6 Feuerleitern, 3 Feuerhaken, 12 Eimer zur Feuerspritze sowie ein blechernes Gemeindehorn. Leider wurde die Spritze einhundert Jahre nach ihrem Kauf zerstört. Von ihr geblieben ist nur ein lackiertes Blechschild mit einem Hinweis auf die Eigentümerin und das Anschaffungsjahr.

Nach dem Protokollbuch der Gemeinde Sassenhausen wurde 1861 ein Spritzenhaus gebaut. Es befand sich unmittelbar neben der Kapelle und hatte ein Außenmaß von 4,76 m x 3,18 m. 1928 kam ein Anbau von ca. 4 qm dazu, um Raum für eine Viehwaage zu gewinnen. 1960 riß man schließlich das ganze Spritzenhaus ab.

Die Feuerwehrgerätschaften fanden nun ihren Platz in einem Mehrzweckgebäude, welches 1960/61 nach Plänen des Architekten Rudolf Bender aus Erndtebrück entstanden ist. Auf Grund seiner Form und der verwendeten Materialien ist das Gebäude ein optischer Störfaktor im Umfeld der alt-ehrwürdigen Kapelle. Da aber kein Ersatz geplant ist, wird man sich auch in Zukunft mit diesem Spritzenhaus begnügen müssen. 1967 erfolgte schließlich der Neubau des Feuerlöschteichs in Form eines größtenteils oberirdischen Betonbeckens.

Ein Kapitel für sich ist die Organisation der Feuerwehrmannschaften. Ursprünglich gab es in Sassenhausen eine Pflichtfeuerwehr. Diese war in der Regel nur notdürftig geschult und ihre Mitglieder trugen eine Armbinde als Erkennungszeichen. Auch nach heutigem Recht hat eine Gemeinde eine Pflichtfeuerwehr einzurichten, wenn eine Freiwillige Feuerwehr nicht zustandekommt. Doch mit diesem Zustandekommen ließ man sich in Sassenhausen Zeit. In den 20er und 30er Jahren forderte der Landrat wiederholt die Sassenhäuser auf, ihre Pflichtfeuerwehr auf eine freiwillige Basis zu stellen. Er hatte jedoch keinen Erfolg. Noch 1942 meldete der Bürgermeister von Sassenhausen an die Ortspolizeibehörde, „daß mit der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr bisher noch nicht begonnen werden konnte. Mit Rücksicht auf die im Augenblick vorhandene geringe Zahl an brauchbaren Männlichen Kräften sei nach Aussage von [Brandmeister] Höse mit der Gründung eines Halbzuges kaum zu beginnen." Hieran dürfte sich auch bis Kriegsende nichts geändert haben.

Möglicherweise hat man schon unmittelbar nach dem Krieg eine freiwillige Feuerwehr gegründet. Mündlicher Überlieferung zufolge soll sie bereits 1947 bestanden haben. Jedoch ist das momentan nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachvollziehbar, da mit der kommunalen Neugliederung 1975 viele Akten des Kreises, die das Feuerwehrwesen betrafen, vernichtet wurden. Und auch vor Ort wurden die Akten lückenhaft geführt.

Angesichts der geringen Größe unseres Dorfes wurden die Freiwilligen jedoch oft stiefmütterlich behandelt. Das läßt sich anhand ihrer Ausrüstung am besten dokumentieren. In der Regel bekamen sie lediglich anderenorts ausgediente Fahrzeuge oder gar nur Anhänger zur Verfügung gestellt. Erst seit 1998 wurde das Ausharrungsvermögen der Feuerwehrkameraden durch ein fast neuwertiges Tragspritzenfahrzeug (TSF) aus Dotzlar belohnt.

Die Freiwillige Feuerwehr Löschgruppe Sassenhausen ist Teil des Löschzugs IV der Stadt Bad Berleburg. Sie besteht heute aus 13 Feuerwehrmännern und einer Feuerwehrfrau. Löschgruppenführer ist Rolf Klein (Wollweber). Neben einem hohen fachlichen Ausbildungsstand zeichnen sie sich durch zahlreiche dörfliche Aktivitäten aus. Ihr Engagement wurde auch durch den 1998 in Eigenleistung erfolgten Umbau des Feuerwehrgerätehauses unter Beweis gestellt.

- Bernd Geier -